Der 32-jährige Versicherte verletzte sich beim Fussballspielen am linken Knie, als er bei einer Abbremsbewegung mit dem linken Bein in eine übermässige Aussenrotation gekommen ist. Es gab einen lauten Knall im linken Knie. Ist der Unfallbegriff bei diesem Schadenhergang erfüllt?

3. März 2025

Haftungs- und Versicherungsrecht

Definition des Unfallbegriffs in der Unfallversicherung

Um festzustellen, ob der Unfallbegriff bei diesem Schadenhergang erfüllt ist, sollten die Kriterien des Unfallbegriffs gemäss Art. 4 ATSG geprüft werden. Nach Art. 4 ATSG liegt ein Unfall vor, wenn die folgenden fünf Elemente kumulativ gegeben sind: eine plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines ungewöhnlichen äusseren Faktors auf den menschlichen Körper, die eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit zur Folge hat (Art. 4 ATSG).

1. Plötzlichkeit: Der Unfall muss während eines kurzen, abgrenzbaren Zeitraums geschehen. In Ihrem Fall wurde die Verletzung während des Fussballspielens durch eine Abbremsbewegung erlitten, begleitet von einem lauten Knall im Knie. Dies spricht für die Plötzlichkeit der Einwirkung. 2. Unfreiwilligkeit: Die Einwirkung muss unfreiwillig erfolgen. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine unfreiwillige Bewegung, da der Versicherte nicht absichtlich eine übermässige Aussenrotation des Beins herbeigeführt hat. 3. Schädigende Einwirkung: Es muss eine schädigende Einwirkung vorliegen. Ein lauter Knall im Knie, gefolgt von einer Verletzung, weist auf eine schädigende Einwirkung hin. 4. Ungewöhnlicher äusserer Faktor: Ein ungewöhnlicher äusserer Faktor kann auch in einer unkoordinierten Bewegung bestehen, wenn ein in der Aussenwelt begründeter Umstand den natürlichen Ablauf einer Körperbewegung „programmwidrig“ beeinflusst hat, wie z.B. das Ausrutschen oder Stolpern (UV 2023/31).

- Der Fall einer übermässigen Aussenrotation kann als unkoordinierte Bewegung eingestuft werden, welche die Kriterien eines ungewöhnlichen äusseren Faktors erfüllt. Die Tatsache, dass beim Fussballspielen eine derartige Verletzung auftreten kann, stellt jedoch eine besondere Herausforderung dar. Wäre die Abbremsbewegung Teil der normalen sportlichen Aktivität ohne ungewöhnliche äussere Einwirkung, könnte die ausserordentliche Natur des Faktors möglicherweise nicht erfüllt sein.

5. Kausalität: Es muss ein Zusammenhang zwischen der Einwirkung und der Gesundheitsschädigung bestehen. Entsprechend der Definition des Unfallbegriffs muss das Ereignis die wesentliche Ursache der gesundheitlichen Beeinträchtigung sein (ATAS/477/2024).

Nach den vorliegenden Erwägungen ist davon auszugehen, dass die wesentlichen Elemente eines Unfallgeschehens gegeben sind. Insbesondere ist die Ungewöhnlichkeit der äusseren Einwirkung aufgrund der plötzlichen, unkoordinierten Bewegung gegeben, die zu einer übermässigen Aussenrotation führte und den natürlichen Bewegungsablauf unterbrach (UV 2023/31).

Insgesamt scheint der Unfallbegriff erfüllt zu sein, aber es wäre klug, zusätzliche medizinische Nachweise zu erbringen, die die unmittelbare und programmwidrige Einwirkung der Bewegung bestätigen (Art. 4 ATSG; UV 2023/31; ATAS/477/2024).

Sources

Bundesgesetz vom 6. Oktober 2000 über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) > 2. Kapitel: Definitionen allgemeiner Begriffe > Unfall

Art. 4 ATSG

Unfall ist die plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines ungewöhnlichen äusseren Faktors auf den menschlichen Körper, die eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit oder den Tod zur Folge hat.

Bundesgesetz vom 6. Oktober 2000 über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) > 2. Kapitel: Definitionen allgemeiner Begriffe > Unfall

Art. 4 ATSG

Unfall ist die plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines ungewöhnlichen äusseren Faktors auf den menschlichen Körper, die eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit oder den Tod zur Folge hat.

sankt_gallen - Versicherungsgericht - August 19, 2024

UV 2023/31

Zunächst ist zu beurteilen, ob eine Leistungspflicht der Beschwerdegegnerin gestützt auf Art. 6 Abs. 1 UVG besteht. In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob sich am 30. September 2019 überhaupt ein Unfall im Rechtssinn ereignet hat, insbesondere, ob ein ungewöhnlicher äusserer Faktor im Sinne von Art. 4 ATSG gegeben war (vgl. dazu Erwägung 2.1). Ein ungewöhnlicher äusserer Faktor kann nach Lehre und Rechtsprechung auch in einer unkoordinierten Bewegung bestehen. Bei unkoordinierten Bewegungen ist das Merkmal der Ungewöhnlichkeit erfüllt, wenn ein in der Aussenwelt begründeter Umstand den natürlichen Ablauf einer Körperbewegung gleichsam „programmwidrig“ beeinflusst hat, was beispielsweise dann zutrifft, wenn die versicherte Person stolpert, ausgleitet oder an einen Gegenstand anstösst oder wenn sie, um ein Ausgleiten zu verhindern, eine reflexartige Abwehrbewegung ausführt oder auszuführen versucht. Dass es tatsächlich zu einem Sturz kommt, wird mithin nicht vorausgesetzt. Wo sich eine Schädigung auf das Körperinnere beschränkt und sie erfahrungsgemäss auch als alleinige Folge von Krankheiten, namentlich von degenerativen Veränderungen eines Körperteils innerhalb eines durchaus normalen Geschehensablaufs auftreten kann, muss die unkoordinierte Bewegung als unmittelbare Ursache der Schädigung indessen unter besonders sinnfälligen Umständen gesetzt worden sein; denn ein Unfallereignis manifestiert sich in der Regel in einer äusserlich wahrnehmbaren Schädigung, während bei deren Fehlen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit rein krankheitsbedingter Ursachen besteht (vgl. BGE 134 V 80 E. 4.3.2.1 mit Hinweisen; Urteil des Bundesgerichts vom 25. März 2011, 8C_693/2010, E. 5; RKUV 1999 Nr. U 333 S. 199 E. 3c/aa und Nr. U 345 S. 422 E. 2b, RKUV 1996 Nr. U 253 S. 204 E. 4d; KOSS UVG-Nabold, N 32 zu Art. 6 UVG; BSK UVG-Hofer, N 38 zu Art. 6 UVG; Nabold, a.a.O., S. 41 ff.; Alfred Maurer, Schweizerisches Unfallversicherungsrecht, 2. Aufl. Bern 1989, S. 176 f.).

Zusammenfassung

sankt_gallen - Versicherungsgericht - August 19, 2024

UV 2023/31

Zunächst ist zu beurteilen, ob eine Leistungspflicht der Beschwerdegegnerin gestützt auf Art. 6 Abs. 1 UVG besteht. In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob sich am 30. September 2019 überhaupt ein Unfall im Rechtssinn ereignet hat, insbesondere, ob ein ungewöhnlicher äusserer Faktor im Sinne von Art. 4 ATSG gegeben war (vgl. dazu Erwägung 2.1). Ein ungewöhnlicher äusserer Faktor kann nach Lehre und Rechtsprechung auch in einer unkoordinierten Bewegung bestehen. Bei unkoordinierten Bewegungen ist das Merkmal der Ungewöhnlichkeit erfüllt, wenn ein in der Aussenwelt begründeter Umstand den natürlichen Ablauf einer Körperbewegung gleichsam „programmwidrig“ beeinflusst hat, was beispielsweise dann zutrifft, wenn die versicherte Person stolpert, ausgleitet oder an einen Gegenstand anstösst oder wenn sie, um ein Ausgleiten zu verhindern, eine reflexartige Abwehrbewegung ausführt oder auszuführen versucht. Dass es tatsächlich zu einem Sturz kommt, wird mithin nicht vorausgesetzt. Wo sich eine Schädigung auf das Körperinnere beschränkt und sie erfahrungsgemäss auch als alleinige Folge von Krankheiten, namentlich von degenerativen Veränderungen eines Körperteils innerhalb eines durchaus normalen Geschehensablaufs auftreten kann, muss die unkoordinierte Bewegung als unmittelbare Ursache der Schädigung indessen unter besonders sinnfälligen Umständen gesetzt worden sein; denn ein Unfallereignis manifestiert sich in der Regel in einer äusserlich wahrnehmbaren Schädigung, während bei deren Fehlen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit rein krankheitsbedingter Ursachen besteht (vgl. BGE 134 V 80 E. 4.3.2.1 mit Hinweisen; Urteil des Bundesgerichts vom 25. März 2011, 8C_693/2010, E. 5; RKUV 1999 Nr. U 333 S. 199 E. 3c/aa und Nr. U 345 S. 422 E. 2b, RKUV 1996 Nr. U 253 S. 204 E. 4d; KOSS UVG-Nabold, N 32 zu Art. 6 UVG; BSK UVG-Hofer, N 38 zu Art. 6 UVG; Nabold, a.a.O., S. 41 ff.; Alfred Maurer, Schweizerisches Unfallversicherungsrecht, 2. Aufl. Bern 1989, S. 176 f.).

Zusammenfassung

geneve - atas - June 20, 2024

ATAS/477/2024

La notion d'accident se décompose ainsi en cinq éléments ou conditions, qui doivent être cumulativement réalisés : une atteinte dommageable, le caractère soudain de l'atteinte, le caractère involontaire de l'atteinte, le facteur extérieur de l'atteinte et, enfin, le caractère extraordinaire du facteur extérieur ; il suffit que l'un d'entre eux fasse défaut pour que l'événement ne puisse pas être qualifié d'accident (ATF 142 V 219 consid. 4.3.1 ; 129 V 402 consid. 2.1 et les références).

4.2 La responsabilité de l’assureur-accidents s’étend, en principe, à toutes les conséquences dommageables qui se trouvent dans un rapport de causalité naturelle (ATF 119 V 335 consid. 1 ; 118 V 286 consid. 1b et les références) et adéquate avec l’événement assuré (ATF 125 V 456 consid. 5a et les références).

Le droit à des prestations découlant d'un accident assuré suppose d'abord, entre l'événement dommageable de caractère accidentel et l'atteinte à la santé, un lien de causalité naturelle. Cette condition est réalisée lorsqu'il y a lieu d'admettre que, sans cet événement accidentel, le dommage ne se serait pas produit du tout ou qu'il ne serait pas survenu de la même manière (ATF 148 V 356 consid. 3 ; 148 V 138 consid. 5.1.1). Il n'est pas nécessaire que l'accident soit la cause unique ou immédiate de l'atteinte à la santé : il suffit qu'associé éventuellement à d'autres facteurs, il ait provoqué l'atteinte à la santé, c'est-à-dire qu'il apparaisse comme la condition sine qua non de cette atteinte (ATF 142 V 435 consid. 1).

Savoir si l'événement assuré et l'atteinte à la santé sont liés par un rapport de causalité naturelle est une question de fait, que l'administration ou, le cas échéant, le juge examine en se fondant essentiellement sur des renseignements d'ordre médical, et qui doit être tranchée en se conformant à la règle du degré de vraisemblance prépondérante, appliquée généralement à l'appréciation des preuves dans l'assurance sociale.

Zusammenfassung

geneve - atas - June 20, 2024

ATAS/477/2024

La notion d'accident se décompose ainsi en cinq éléments ou conditions, qui doivent être cumulativement réalisés : une atteinte dommageable, le caractère soudain de l'atteinte, le caractère involontaire de l'atteinte, le facteur extérieur de l'atteinte et, enfin, le caractère extraordinaire du facteur extérieur ; il suffit que l'un d'entre eux fasse défaut pour que l'événement ne puisse pas être qualifié d'accident (ATF 142 V 219 consid. 4.3.1 ; 129 V 402 consid. 2.1 et les références).

4.2 La responsabilité de l’assureur-accidents s’étend, en principe, à toutes les conséquences dommageables qui se trouvent dans un rapport de causalité naturelle (ATF 119 V 335 consid. 1 ; 118 V 286 consid. 1b et les références) et adéquate avec l’événement assuré (ATF 125 V 456 consid. 5a et les références).

Le droit à des prestations découlant d'un accident assuré suppose d'abord, entre l'événement dommageable de caractère accidentel et l'atteinte à la santé, un lien de causalité naturelle. Cette condition est réalisée lorsqu'il y a lieu d'admettre que, sans cet événement accidentel, le dommage ne se serait pas produit du tout ou qu'il ne serait pas survenu de la même manière (ATF 148 V 356 consid. 3 ; 148 V 138 consid. 5.1.1). Il n'est pas nécessaire que l'accident soit la cause unique ou immédiate de l'atteinte à la santé : il suffit qu'associé éventuellement à d'autres facteurs, il ait provoqué l'atteinte à la santé, c'est-à-dire qu'il apparaisse comme la condition sine qua non de cette atteinte (ATF 142 V 435 consid. 1).

Savoir si l'événement assuré et l'atteinte à la santé sont liés par un rapport de causalité naturelle est une question de fait, que l'administration ou, le cas échéant, le juge examine en se fondant essentiellement sur des renseignements d'ordre médical, et qui doit être tranchée en se conformant à la règle du degré de vraisemblance prépondérante, appliquée généralement à l'appréciation des preuves dans l'assurance sociale.

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